Richard Hooker zur Frage nach den normativen Voraussetzungen des modernen Rechtsstaates
Eine der Grundfragen der modernen Gesellschaftstheorie lautet: Wo finden Handlungsregeln ihre Begründung? Kommen sie durch formale Prozesse politischer Mitbestimmung zustande, ist ihre materiale Geltung also allein abhängig von den prozeduralen Kriterien ihrer Entstehung? Kann deshalb prinzipiell al...
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Veröffentlicht in: | Zeitschrift für Politik |
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1. Verfasser: | |
Format: | UnknownFormat |
Sprache: | ger |
Veröffentlicht: |
2006
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Schlagworte: | |
Online Zugang: | Volltext Volltext |
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Zusammenfassung: | Eine der Grundfragen der modernen Gesellschaftstheorie lautet: Wo finden Handlungsregeln ihre Begründung? Kommen sie durch formale Prozesse politischer Mitbestimmung zustande, ist ihre materiale Geltung also allein abhängig von den prozeduralen Kriterien ihrer Entstehung? Kann deshalb prinzipiell alles beschlossen werden? Oder gibt es inhaltliche Grenzen demokratischer Beschlussfassung? Die Entwicklung einer Gesellschaft, die sich normativ selbst aufgegeben ist, reflektiert vielleicht zum ersten Mal systematisch Richard Hooker (1554-1600) in seinem Werk »Of the Laws of Ecclesiastical Polity«. Normen werden in dieser Konzeption als kontingent erkannt und stehen menschlicher Beschlussfassung zur Disposition, gleichzeitig wird die Disponibilität der Normen durch die Existenz unaufgebbarer Grundwerte strukturell eingeschränkt. Die auf Hooker zurückreichende Unterscheidung zwischen einer Konsensebene, die über Normen disponiert, und einer Wertebene, die dem einzelnen unaufkündbare Rechte zusichert und nicht Gegenstand von Mehrheitsentscheidungen werden kann, gehört bis heute zum Kern modernen Demokratieverständnisses. One of the core questions of modern social theory is: What is the basis on which rules of behaviour are built? Do these rules come into being through formal processes of political determination and thus their material existence solely dependent on the procedural criteria governing their formation? Is therefore every decision in a democratic system legitimate? Or are there inherent limits to its decision making power? The development of rational society was placed under systematic scrutiny, perhaps for the first time, by Richard Hooker (1554-1600) in his work »Of the Laws of Ecclesiastical Polity«. Hooker views laws as incidental and inferior to the human decision making process, and yet identifies the imposition of certain restrictions on law formation by specific indispensable values. The difference Hooker establishes between the levels of government in which laws are subject merely to majority decision and those which recognise specific values as giving rise to certain irrevocable rights not subject to the whims of majority decision, is still today a central theme in our understanding of modern democracy. |
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Beschreibung: | H. 1, S. [74] - 90 |
ISSN: | 0044-3360 |