Organallokation im Spannungsfeld zwischen Erfolgsaussicht und Dringlichkeit ein discrete choice Experiment zur Erhebung von Präferenzen in der Bevölkerung = The trade-off between chance of success and urgency in organ allocation : a discrete choice experiment to elicit public preferences

Ziel: Gemäß Transplantationsgesetz sind Spenderorgane in Deutschland insb. nach Erfolgsaussicht und Dringlichkeit zu vermitteln. Jedoch stehen die Ziele dieser Leitkriterien – die effiziente Nutzung knapper Organe und die Deckung des größten Bedarfs – im Konflikt, da die Erfolgsaussicht einer Transp...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Das Gesundheitswesen
1. Verfasser: Dao Van, May (VerfasserIn)
Weitere Verfasser: Lauerer, Michael (VerfasserIn), Schätzlein, V. (VerfasserIn), Nagel, E. (VerfasserIn)
Format: UnknownFormat
Sprache:ger
Veröffentlicht: 2016
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Beschreibung
Zusammenfassung:Ziel: Gemäß Transplantationsgesetz sind Spenderorgane in Deutschland insb. nach Erfolgsaussicht und Dringlichkeit zu vermitteln. Jedoch stehen die Ziele dieser Leitkriterien – die effiziente Nutzung knapper Organe und die Deckung des größten Bedarfs – im Konflikt, da die Erfolgsaussicht einer Transplantation (TX) mit steigender Dringlichkeit regelmäßig sinkt. Die für konkrete Zuteilungsregeln notwendige Gewichtung unterscheidet sich in den geltenden Richtlinien je nach Organ. Dies ist nur zum Teil medizinisch begründbar, sodass die Auseinandersetzung mit dem Zielkonflikt aufgrund der weitreichenden Folgen der Allokation unverzichtbar ist. Dazu zählt auch die Berücksichtigung von Präferenzen der Bevölkerung. Methodik: In einer Pilotstudie wurden Präferenzen von 250 Teilnehmern mittels Discrete Choice Experiment erhoben. Die Choice-Sets umfassten für die Vergabe eines Organs je 2 Patienten, die mit 3 erfolgs- und 2 dringlichkeitsbezogenen Attributen beschrieben wurden. Die Auswertung erfolgte per Counting Analysis, Hierarchical Bayes Schätzung sowie Subgruppenanalysen mit Student’s t-Tests. Ergebnisse: Alle Attribute beeinflussten die Wahlentscheidungen signifikant (p≤0,01). Patienten mit höherer Erfolgsaussicht bzw. Dringlichkeit wurden präferiert. Insgesamt waren Erfolgsaussicht und Dringlichkeit etwa gleichbedeutend (53 bzw. 47%). Die Wichtigkeit der Attribute konnte wie folgt quantifiziert werden: Die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nach TX wurde mit 31%, die erwartete Lebensqualität nach TX und die OP-Überlebenswahrscheinlichkeit mit je 11%‚ die 3-Monats-Sterbewahrscheinlichkeit vor TX mit 35% und die Lebensqualität vor TX mit 12% gewichtet. Subgruppenanalysen zeigten signifikante Unterschiede. Schlussfolgerung: In der Pilotstudie gelang es, die Gewichtung der Leitkriterien Erfolgsaussicht und Dringlichkeit organunspezifisch zu analysieren. Derartige Erkenntnisse ermöglichen einen Abgleich zwischen bestehenden Vergaberegeln und Präferenzen der Bevölkerung. Sie können für Entscheidungsträger hilfreich sein, Präferenzen der Bevölkerung bei der Entwicklung organspezifischer Richtlinien zu berücksichtigen. Eine stärkere Einbeziehung der Bevölkerung in die Entscheidungsfindung kann das Vertrauen in die Transplantationsmedizin stärken, die Spendebereitschaft erhöhen, dem Organmangel und damit auch der Tragik des Verteilungskonflikts entgegenwirken. Die Fortführung des Projekts ist daher angezeigt.
ISSN:0941-3790