Russische Finanzkultur in der Transformation eine ethnographische Studie in der Moskauer Stadtverwaltung

Zugl.: Frankfurt (Oder), Europa-Univ., Diss., 2002

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schmid, Sigrid (VerfasserIn)
Format: UnknownFormat
Sprache:ger
Veröffentlicht: Berlin dissertation.de 2003
Ausgabe:Als Ms. gedr.
Schriftenreihe:Premium
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Online Zugang:Inhaltsverzeichnis
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zugl.: Frankfurt (Oder), Europa-Univ., Diss., 2002
Die vorliegende Studie ist einzuordnen in den kleinen Kreis der Arbeiten, die mit der impliziten Teleologie derjenigen Transformationsforschung bricht, die das Ergebnis der osteuropäischen Transformationsprozesse von der Definition der richtigen Zielen abhängig macht. Die Arbeit befasst sich vielmehr aus einer kulturanthropologischen Perspektive und mit Hilfe ethnographischer Methoden mit der politisch-administrativen Praxis der Transformation. Beantwortet werden soll die Frage, in welchem Verhältnis diese Praxis zu verkündeten Zielen steht. Der gewählte Gegenstand ist das Finanzmanagement der Stadt Moskau im Bereich urbaner Infrastrukturen und Dienstleistungen. Das besondere Augenmerk gilt hierbei der in Russland hoch subventionierten Wohn- und Kommunalwirtschaft, die in den späten 90er Jahren unter erheblichen Reformdruck geraten war. Die empirischen Analysen beziehen sich vor allem auf Wasser- und Wärmeversorgung. Herausgearbeitet werden alltägliche Praktiken des Organisierens und Durchlavierens (Muddling Through) in der Moskauer Finanzverwaltung, die hinter den hehren Fassaden der Transformation und proklamierten Reformvorhaben stattfinden. Anhand detaillierter Analysen der versuchten Implementation verschiedener Schritte der Finanzierungsreform der öffentlichen Versorgung in Moskau wird eine Finanzkultur belegt, die sich durch drei Dynamiken auszeichnet: 1) Neo-liberale Reformmodelle der individualisierten Kostendeckung stehen in Konflikt sowohl mit lokalen technischen Voraussetzungen als auch mit lokalen Überzeugungen von sozialer Gerechtigkeit und werden daher aus politischen Machterwägungen heraus nicht konsequent umgesetzt. Das heißt
[Fortsetzung 1. Abstract] die Finanzkultur ist nicht geprägt von translokaler ökonomischer Rationalität, sondern von lokalen Überzeugungen und Interessen. 2) Die Trennung von proklamierten Zielen und gegenläufiger Praxis wird ermöglicht durch ein loses Koppelungsverhältnis zwischen Praktiken und Repräsentationen in der Moskauer Stadtverwaltung: Formale Verfahrensregeln sind nicht besonders eng an Durchführungspraktiken gebunden. Der Verwaltungsapparat wird über Patron-Klient-Beziehungen am Laufen gehalten. Dies ermöglichte einen Umgang mit den öffentlichen Finanzen, bei dem weniger die Reformziele eine Rolle spielten als vielmehr verschiedene Interessen unterhalb der Entscheidungsspitze. 3) Weil aber gleichzeitig so getan werden musste als würde die Reform kräftig vorangetrieben, führte dies insgesamt zu einer Finanzkultur in der verschiedenste doppelbödige Zahlenwerke, wie z.B. virtuelle Verrechnungsketten und irrelevante Budgetformulierungen produziert und verwendet werden.
Beschreibung:266 S.
21 cm, 354 gr.
ISBN:3898256154
3-89825-615-4