Wohnen im Alter - ein Handlungsfeld und seine Grenzen eine explorative Studie des Handelns bei alleinlebenden Menschen unter besonderer Berücksichtigung gesellschaftlicher Faktoren

Vechta, Univ., Diss., 2012

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Jann, Antonia
Format: UnknownFormat
Sprache:ger
Schlagworte:
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Vechta, Univ., Diss., 2012
Das individuelle Älterwerden findet in einem gesellschaftlichen Umfeld statt, welches sich rasant verändert. Besonders deutlich werden diese Veränderungen im Bereich des Wohnens, wo in den letzten Jahrzehnten neue Wohnformen und Wohnmöglichkeiten entstanden sind, wo ein aufkeimender Markt die älter werdenden Menschen als Konsumenten anspricht und wo neue Versorgungsmodelle gewohnte Unterstützungsformen ablösen. Ziel dieser Arbeit ist es, zu verstehen, ob und wie Individuen ihr Handeln angesichts dieser gesellschaftlichen Einflüsse aktiv gestalten. Aktives Wohnhandeln wird in der Gerontologie häufig anhand von Wohnumzügen untersucht. Dabei stehen individuelle Fragen im Hinblick auf Ziele, Umsetzung und Ergebnisse von Wohnumzügen im Vordergrund. In dieser Arbeit wird auf der Grundlage handlungstheoretischer Ansätze und explorativer qualitativer Interviews versucht, zu verstehen, wie Individuen ihre Handlungsmöglichkeiten beurteilen und welchen Einfluss gesellschaftliche Faktoren dabei spielen. Dafür wird eine explorative Forschungsstrategie gewählt, die bei 26 Interviewpartnern im Gebiet der deutschsprachigen Schweiz die Vorstellungen zum aktuellen und zukünftigen Wohnen abholt. Dabei zeigte sich, dass bei Überlegungen zum Wohnen im Alter drei Themenbereiche auftauchen: Erstens muss im komplexen System der eigenen Wohnsituation eine Passungsstörung wahrgenommen werden. Dabei geht es nicht nur um bauliche Komponenten, also um die Wohnung und das Wohnumfeld, sondern auch um die finanzielle Situation, die Möglichkeit für Aktivitäten, das Vorhandensein sozialer Kontakte sowie die individuelle Ausrichtung an Autonomie und Sicherheit. Wenn in diesem Wohnsystem eine Passungsstörung vorliegt oder für die Zukunft vermutet werden muss, tauchen Gedanken zu aktivem Wohnhandeln auf. Wenn eine Passungsstörung festgestellt wird, stellt sich die Frage, ob diese Passungsstörung in der Gegenwart beziehungsweise in der näheren Zukunft verortet wird oder in einer fernen Zukunft – im Alter. Mit Alter wird eine Zeit assoziiert, in der gesundheitliche Einbußen ein individuelles Leben unmöglich machen, auch wenn bereits vorher durchaus eine aktive Auseinandersetzung mit dem eigenen Älterwerden stattfindet. Schliesslich gehört zu den Gedanken zur Zukunft des Wohnens auch das Erleben einer eigenen Handlungsmacht. Personen, die über viel Handlungsmacht verfügen, machen sich mehr Gedanken als Personen, die über wenig Handlungsmacht verfügen. Handlungsmacht orientiert sich an der Lebenslage einer Person. Die Wohnangebote, die einen Teil des materiellen Versorgungsspielraums abbilden, werden als eigene Einflussgröße auf die Handlungsmacht dargestellt, weil sie eine zentrale Funktion übernehmen bei den Überlegungen zur Zukunft des eigenen Wohnens. Man kann nur denken, was man kennt, und man kann nur wählen, was es gibt. Insbesondere für die Vorstellungen zum Wohnen im hohen Alter wird ein zentrales Referenzmodell deutlich – das Wohnen im Heim. Dieses Referenzmodell erlaubt wenig eigenen Handlungsspielraum. Der Handlungsspielraum beschränkt sich auf die Wahl der Institution und auf die Wahl des Zeitpunktes. Wer also an hohes Alter denkt, denkt an ein Heim, an eine Residenz. Für die Zeit vor dem hohen Alter fehlen Referenzmodelle bisher weitgehend. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zwei gesellschaftliche Elemente auf das individuelle Handeln im Zusammenhang mit dem Wohnen im Alter einwirken – es sind zum einen die Deutungsmuster zum Wohnen im Alter im Sinne von vorhandenen Referenzmodellen, und es ist zum anderen die Handlungsmacht, über die ein Individuum verfügt. Die Bedeutung und das Gewicht dieser Elemente ändern sich, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt im Lebenslauf das Handlungsfeld aufgeblendet wird. Überlegungen zur Zukunft des eigenen Wohnens im Hinblick auf das Älterwerden können nämlich bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Lebenslauf das eigene Handeln beeinflussen.
Beschreibung:1 CD-ROM
12 cm
Beil. [1] Bl.