Nietzsche’s Orientalism
Auch wenn in Edward Saids bahnbrechender Studie Orientalismus (1978) die deutsche Tradition nicht vorkommt, lässt sich Nietzsches Haltung doch als ,orientalistisch‘ beschreiben. Ohne jemals Westeuropa verlassen oder viel über das Thema gelesen zu haben, ergeht er sich in einer Reihe unüberlegter Ste...
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Veröffentlicht in: | Nietzsche-Studien |
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1. Verfasser: | |
Format: | UnknownFormat |
Sprache: | eng |
Veröffentlicht: |
2013
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Zusammenfassung: | Auch wenn in Edward Saids bahnbrechender Studie Orientalismus (1978) die deutsche Tradition nicht vorkommt, lässt sich Nietzsches Haltung doch als ,orientalistisch‘ beschreiben. Ohne jemals Westeuropa verlassen oder viel über das Thema gelesen zu haben, ergeht er sich in einer Reihe unüberlegter Stereotype über,Asien* und den »Orient* und stützt sich dabei auf eine Anzahl zeitgenössischer Quellen. Sein Orientalismus ist dennoch ungewöhnlich. Denn seine Einschätzung angeblich,orientalischer* Charakteristika ist überwiegend positiv: Er nutzt sie zur Kritik der europäischen decadence und Degeneration. Weil er den Typus des »Orientalischen* aber im Gegensatz zum ,Europäischen* reaktiv bestimmt, ist dieser Typus gleichwohl widersprüchlich. Ferner ist laut Nietzsches Analyse »Europa* selbst weniger ein Typus oder eine geographische Bezeichnung als ein agonaler Prozess immer neuer Selbstüberwindung. Nietzsche kehrt die herkömmliche Wertung des Gegensatzes Europa-Orient um und dekonstruiert so den Gegensatz als solchen. Danach entstand Europa aus Asien zunächst im antiken Griechenland und blieb seitdem eine prekäre Errungenschaft, immer neuer ,Re-Orientalisierung* ausgesetzt. Das »orientalische* Christentum habe Europa allzu lang in seinem Bann gehalten - aber Nietzsches bevorzugtes Gegenmittel ist eine weitere europäische »Re-Orientalisierung* durch die Juden, deren produktive Selbstdifferenzierung unter der Herrschaft eines einheitlichen Willens er als das beste Modell für die,guten Europäer' der Zukunft betrachtet. |
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ISSN: | 0342-1422 |