Alice Lex-Nerlinger

In ihren Bildern ergriff sie Partei für die Arbeiterklasse, insbesondere auch für die Frauen aus dem Proletariat und stellte ihre solidarische Stärke dar. 1931 zeigte sie in der Großen Berliner Kunstausstellung ein mit Spritztechnik gefertigtes Bild, um gegen die Verhaftung der Ärzte Friedrich Wolf und Else Kienle zu protestieren, die wegen Abtreibung angeklagt waren: Aus der Silhouette einer gesichtslosen Schwangeren tritt eine Gruppe von Frauen, die sich gegen ein gigantisches schwarzes Kreuz stemmen, auf dem „Paragraph 218“ steht. Damit rief sie den Protest von Kirchenvertretern wie auch des SA-Führers August Wilhelm von Preußen hervor, die eine Beschlagnahme des Bildes durchsetzten. Von der feministischen Frauenbewegung der 1970er Jahre wurde es Jahrzehnte später wieder aufgegriffen.

1932 präsentierte sie in einer Ausstellung ein großformatiges Gemälde ''Feldgrau schafft Dividende'', das einen toten Soldaten im Stacheldrahtverhau hängend zeigte, während im Hintergrund mit Kriegsmaterial beladene Waggons ein Rüstungsunternehmen verließen, und zog damit den Zorn der völkischen Presse auf sich. Wie John Heartfield nutzte auch sie die Möglichkeiten der Fotomontage.

Nach der Machtübergabe an die NSDAP wurde sie kurzzeitig wegen des Verdachts des Hochverrats verhaftet. Es kam zu Hausdurchsuchungen, sie wurde aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen und erhielt Berufsverbot. Letztmalig konnte sie 1934 auf der Großen Berliner Kunstausstellung ausstellen. Sie vernichtete einen Teil ihres Werks und stellte alle öffentlichen Tätigkeiten ein, arbeitete aber heimlich weiter. 1939 ging sie für längere Zeit nach Italien. Ihr Mann konnte weiterhin als Lehrer an einer Oberschule unterrichten und ausstellen.

Nach dem NS-Ende wurde Alice Lex-Nerlinger freischaffend wieder in Berlin tätig und unterrichtete Akt-Zeichnen und Landschaftsmalerei an der Volkshochschule Steglitz. 1945 gehörte sie mit ihrem Mann und anderen vormaligen ASSO-Mitgliedern zu den Begründern der ''Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Künstler'', der später im ''Schutzverband bildender Künstler'' aufging. 1946 nahmen die Nerlingers gemeinsam mit anderen Künstlern aus der Tradition der proletarisch-revolutionären Kunst wie Heinrich Ehmsen, Lea Grundig, Hermann Bruse, Otto Nagel, Horst Strempel, Magnus Zeller an der 1. Deutschen Kunstausstellung in Ostberlin teil. Sie war Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und der SED.

Oskar Nerlinger gab von 1947 bis 1949 die Zeitschrift ''Bildende Kunst'' heraus, zu deren Redaktionsbeirat seine Frau gehörte und in der sie Artikel und Illustrationen publizierte. Im Rahmen des Konzepts ''Bitterfelder Weg'' ging Lex-Nerlinger in Industriebetriebe, porträtierte Lehrlinge und Arbeiter.

Alice Lex-Nerlinger hatte in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR eine bedeutende Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. In einer großen Retrospektive zeigte die Akademie der Künste der DDR 1975 die Werke von Alice Lex-Nerlinger und Oskar Nerlinger mit frühesten Arbeiten, solchen der proletarisch-revolutionären Phase der 1920er und 1930er Jahre, nach der Machtübergabe Entstandenem und sozialistisch-realistischen Werken aus den Jahren der DDR. Die Ausstellung wurde von der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst anschließend auch in Westberlin gezeigt.

Ausgezeichnet wurde sie für ihr Werk mit einer Ehrenpension (1960), die sie mit Unterstützung der Deutschen Akademie der Künste von der Regierung der DDR erhielt, obwohl sie selbst nicht Mitglied der Akademie war, und mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Silber (1974).

Das Verborgene Museum in Berlin präsentierte auf Initiative der US-amerikanischen Kunsthistorikerin Rachel Epp Buller 2016 eine retrospektive Ausstellung. Veröffentlicht in Wikipedia
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