Christopher Just

Christopher Just (2022) Christopher Justs musikalische Laufbahn begann 1983 als DJ im Wiener Szenelokal ''Motto''. Die dort von ihm erwartete musikalische Vielfalt prägte seinen späteren Stil als Musikproduzent entscheidend. Mit dem ersten für den Heimgebrauch erschwinglichen Sampler (Casio SK-5) produzierte er den Track ''Wenn der Toni mit dem Polster und der Edi mit dem Finger'' und belegte damit den ersten Platz bei einem Wettbewerb der Oe3 Sendung Musicbox (''Bester alternativer Song zur Fussball WM 1986'').

1993 gründete er mit dem Rave-Veranstalter und DJ Peter Votava alias DJ Pure den Dada-Techno-Act Ilsa Gold. Bereits Monate später erschien ihre erste EP (''Ilsa Gold I'') beim Wiener ''Mainframe''-Label. Der darauf enthaltene Track ''Up'' wie auch ihre kurz darauf veröffentlichte zweite EP (''Ilsa Gold II'') mit den Hits ''Silke'' und ''Elastico'' erreichen den ersten Platz in den Charts des Frontpage-Magazins. Ungewöhnliche Samples wie zum Beispiel Karel Gott, Peter Cornelius oder der Titelmelodie des Filmes ''La Boum'' sowie ein kritischer Umgang mit den Medien und dem Veranstaltungsbetrieb wurden zum Markenzeichen von Ilsa Gold. Gleich bei ihrem ersten Live-Auftritt auf der Mayday 1993 reisten sie ohne Equipment an, stattdessen ließen sie ihre Hits vom DAT-Recorder laufen und hantierten auf der Bühne mit einer Joghurtmaschine, um gegen die ihres Erachtens nach zu kurze Spielzeit von 15 Minuten zu protestieren. Dennoch für Mayday 1994 in der Dortmunder Westfalenhalle gebucht, kamen sie fast ohne Musik aus, dafür erzählten Just und Pure die traurige Geschichte ihrer Songheldin Silke, die sich selbst innerhalb eines Jahres des Ravens im Drogenrausch verloren habe. Zahlreiche Auftritte in ganz Europa folgten. Ende 1994 gaben Ilsa Gold ihre Auflösung bekannt und das Folgeprojekt ''Sons of Ilsa'' wurde aus der Taufe gehoben.

Zu einem Eklat kam es, als Sons of Ilsa 1995 auf dem eigenen Label ''G'sicht wie der Beidl von an oidn Mann Records'' das Album ''Die Zipfelmütze, der Handwagen und die Gummimuschi'' präsentierten, dessen Cover einen Sven Väth ähnelnden Mann mit einer Penishaube auf dem Kopf zeigte. Die Single-Auskoppelung ''Pulsingers Nacht (I'm A Raver Baby So Why Don't You Kill Me)'' schaffte es auf Platz 45 der Holländischen Hitparade.

Parallel veröffentlichte Just sein erstes Album ''Jeans & Electronic'' und andere Produktionen auf den Labels Cheap, Pomelo, Labworks und Test Tube, zeichnete Cartoons für das Technomagazin ''Envelope'' und gründete 1996 das Retro-Hardcore Label Petra. Ein Jahr später läutete er mit ''Punk Anderson – Shave That Pussy'' das 80er-Jahre-Trash-Revival ein und erreichte mit ''I'm a Disco Dancer (And A Sweet Romancer)'' (International Deejay Gigolos / XL Recordings) Club- und Charterfolge. Auf dem Label Wiener Stadtwerke schlüpfte Just in der Rolle des verkrampften Elektronikbastlers Gerhard und prophezeite der Ravemusik als Roy Edel eine volkstümliche Zukunft.

In den Folgejahren beschränkte sich Justs Tätigkeit auf Remixes, 2001 veröffentlichte er auf Giant Wheel das Remix-Album ''Let There Be Pop''.

2002 meldete er sich mit der EP ''House'' auf ''Cheap Records'' zurück und re-interpretierte als Acid Joseph den ''Ecstasy-Club''-Klassiker ''I love the Acid''. 2004 erschien anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von Ilsa Gold auf dem Wiener Label Mego die Doppel-CD ''Regretten? – Rien'' und im Herbst des gleichen Jahres legte das Düsseldorfer Label Combination Justs Album ''Jeans & Electronic'' neu auf.

2005 präsentierte Just auf Cheap Records ''House 2'' und auf Combination Records erschien mit ''Roland Flick, Fairmont Princess #1527'' sein erstes Studioalbum seit 1996. Im gleichen Jahr entstanden in erstmaliger Koproduktion mit Bruder Raphael Just die Singles ''Popper'' (Kitsuné Records) und ''Disco 128''. Mit der Band ''Chicks On Speed'' und dem Künstler Douglas Gordon entstand das Projekt ''Art Rules!'', das im Museum of Modern Art in New York, im Centre Pompidou in Paris und im Gartenbau Kino in Wien gezeigt wurde. 2007 zog Just nach New York, wo er mit der Modedesignerin und Musikerin Mel Merio eine Clubnacht betrieb, sich als DJ betätigte und eng mit dem New Yorker DJ, Club-Promoter und Musikproduzent Larry Tee zusammenarbeitete. 2010 wieder nach Wien zurückgekehrt, wandte er sich dem Schreiben zu und gestaltete die Musik für die Theaterproduktionen ''Porno'' und ''Lisa'' im Wiener Rabenhof Theater.

Ab den 2010er Jahren traten Ilsa Gold wieder Live auf, wobei der Performance-Character ihrer Shows zunehmend in den Vordergrund rückte. So wurden aufwendig im Studio vorproduzierte Megamix-Sets von CD-Player oder Laptop abgespielt, während Just und Votava sich auf der Bühne massieren ließen, Schach spielten oder Zeitung lasen.

2014 produzierte Just das Chicks On Speed Album ''Artstravaganza'', mit Gastauftritten von Yoko Ono, Julian Assange und dem österreichischen Medientheoretiker und Künstler Peter Weibel.

2019 erschienen die Ilsa Gold Singles ''Meine Garage / Supermarion'' (Karl Marx Land) und ''Euter of Vienna'' (Aufnahme+Wiedergabe), 2020 veröffentlichte das Berliner Label „Live From Earth“ auf der Compilation ''United Ravers Against Fascism'' den Ilsa Gold-Track „Autre Chien“. Im selben Jahr kürte der Radiosender FM4 Justs Track ''I'm A Disco Dancer (And A Sweet Romancer)'' zum besten österreichischen Clubtrack 1990–2020. Veröffentlicht in Wikipedia
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